Mittwoch, 16.8.2000 Rheinische Post

Ausstellung zur Apokalypse ab Sonntag in drei Duisserner Kirchen
Angst und Trost in der Ursuppe

Der Flensburger Künstler Uwe Appold (l.) und Pfarrer Ernst Richter bei der Auswahl der Apokalypse-Bilder in der evangelischen Kirche an der Wintgensstraße.

"Die Bibel gehört nicht den Kirchen allein." Das ist das Kredo von Uwe Appold, der sich jahrelang mit dem "Schlimmsten an Literatur, das ich je gelesen habe" beschäftigt hat. Appold (Jahrgang 1942), renommierter Künstler aus Norddeutschland, meint damit die Offenbarung des Johannes, jenes Buch aus dem Neuen Testament, von dem einige Pastoren sagen würden, es gehöre in den "Giftschrank" und solle vor Christenmenschen am besten geheim gehalten werden.

Künstler und Christ
Appold, ein engagierter evangelischer Christ, der in seiner Flensburger Heimat im Presbyterium arbeitet, sieht das anders. Fünf Jahrelang hat er die Apokalypse studiert. Und ebenso lange hat er an den 39 großformatigen Gemälden gearbeitet, die er Seit 1999 bis zum Jahr 2003 in Kirchen in Deutschland, Schwedem, Finnland, Dänemark und im Baltikum zeigen wird. Ab Sonntag, 20. August, macht seine Apokalypse-Ausstellung Station in drei Duisburger Kirchen: Evangelische Kirche an der Wintgenstraße, in der katholischen Kirche St. Elisabeth, Duissernstraße 22, und in der Lutherkirche, Martinstraße 39.

Appold versteht das "sperrigste Buch der Bibel" nicht nur als Zeugnis der menschlichen Angst vor dem Weltuntergang, dem strengen Gottesgericht und der entsetzlichen Strafen, sondern auch als Trostbuch. Gleichzeitig gehöre die Offenbarung neben der griechischen Mythologie und einigen anderen Quellen zur "Ursuppe" Europas. Nach seinen Textstudien schuf Appold einen 39-teiligen Apokalypse-Zyklus, wobei - bis auf das erste und letzte Bild - jedes Einzelwerk auf Motive des Vorgänger-Gemäldes zurückgreift und auf das nächste Bild weist.

Spiralförmige Struktur
Diese spiralförmige Struktur gehört mit zur "Grammatik" seiner Apokalypse-Arbeiten. Das Unerklärliche und Rätselhafte der Offenbarung versucht Appold mit Farben, Formen, Materialien und verschiedenen Leitmotiven, wie zum Beispiel das Symbol des Zweigs, einzufangen. Wichtig sei ihm, dass er in seinen behutsamen Abstraktionen das menschliche Maß nicht aus den Augen verliert. Das Format der Arbeiten ist denn auch ein "anthropomorphes Maß": 1,80 Meter mal 60 Zentimeter (der Künstler ist 1,80 Meter groß).

Zur Eröffnung der Ausstellung "39 Bilder zur Apokalypse" finden am Sonntag in Duissern drei Gottesdienste statt: In der Kirche an der Wintgenstraße hält Pfarrer Ernst Richter um 9.30 Uhr den Gottesdienst, den die Düsseldorfer Harfenistin Elena Janzen musikalisch begleitet.
Um 10.30 Uhr beginnt die Messe in der St. Elisabeth Kirche. Die Orgel spielt Martin Nauen. Er ist auch für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes um 11 Uhr in der Lutherkirche verantwortlich, in dem von Jean Langlais "Meditations sur Apocalypse" (1973) zu hören ist. Die gottesdienstliche Leitung hat Pfarrer Christoph Radbruch. Beim anschließenden Empfang wird der Fernsehfilm "Grenzgänger" von Giesela Kilimann und Ulrich T. Christen, der den Künstler und seinen Zyklus zum Thema hat, gezeigt.
Die auf die drei Kirchen verteilte Aussstellung mit Teilen des Apokalypse-Zyklus ist bis zum 17. September zu sehen. - Uwe Appold beschäftigt sich zur Zeit übrigens mit dem Hohen Lied. PETER KLUCKEN