Donnerstag, 8. November 2003 Flensburger Tageblatt

Wider den Fundamentalismus
Uwe Appold zeigt zur Biennale in Florenz eine Arbeit zu Savonarola

Uwe Appold

Von Michael Stitz

Die Überraschung war groß für Uwe Appold, als er im Frühjahr den Brief der Biennale Internazionale Dell'Arte Contemporanea öffnete. Der Flensburger Künstler las, dass er zur internationalen Kunstausstellung in Florenz eingeladen sei. Eine solche Einladung gilt als Auszeichnung, denn über die Teilnahme an der Biennale entscheidet nicht der eigene Wunsch, sondern eine international besetzte, hochkarätige Jury. Für den Maler und Bildhauer stellte sich dann die Frage, mit welcher Arbeit er in Florenz vertreten sein wollte.

Uwe Appold nahm die Einladung als Herausforderung für ein neues Bildobjekt, das im Bezug zu Florenz stehen, aber nicht auf den Ort begrenzt sein sollte. Dabei kam ihm ein Florentiner in den Sinn, der ihn immer mal wieder und dann sehr intensiv beschäftigt hat: Girolamo Savonarola.

Der mittelalterliche Mönch war ein Glaubenseiferer mit radikalen Forderungen an die Christenheit, die er von Eitelkeit und Werteverlust bedroht sah. "Savonarola war ein Fundamentalist", so Appold, "der in dem religiösen Führer eine Symbolfigur für den bis heute immer wieder aufbrechenden religiösen Fanatismus sieht." Bei seiner Darstellung dieses Themas wählte Appold als Grundform das Triptychon, also das klassische Altarbild mit zwei Flügeln und einem Mittelteil. Allerdings lässt sich Appolds Flügelbild nicht aufklappen und seine beiden Seitenteile sind breiter und kürzer als das zentrale Bild, so dass die Form eines Kreuzes entsteht. Den Mittelteil hat Appold mit Blattgold Quadraten auf rotem Grund belegt. Anders als die beiden Seitenflügel, die aus Leinwand gearbeitet sind, ist dieser Teil aus Holz. Appold hat ihn für kurze Zeit ins Feuer gestellt, so dass das untere Ende der Tafel verbrannt ist: "Ein Zeichen für den Hass, den Savonarola auf den Luxus hatte und die Verbrennungen von Büchern, die er anordnete."

Die Verbrennungen sind auch auf dem linken Seitenbild zentrales Thema, das Appold durch Scheiterhaufen und die wie wild-zuckende Flammen wirkende Malerei auf Sand zum Ausdruck bringt. Auf dem rechten Flügel hat Appold ebenfalls große Sandpartien auf die Leinwand gebracht und so eine zerklüftete Fläche geschaffen, auf der mit Blau- und Rottönen die Hinrichtung des Strafpredigers und sein Tod gemeint sind. Ein spannungsvolles Bild, das mit seinen Maßen von 238 x 15O cm auf einer großen Wand im Fortezza da Basso, dem Ausstellungshaus der Florenzer Biennale, zur Wirkung kommen soll.

Intensive Auseinandersetzung - Uwe Appold (oben) hat viel über Savonarola gelesen. Seine Arbeit soll den Schrecken zeigen, den der Fundamentalist verbreitet. Foto: Eudenbach