Montag, 15. Juni 1998 Flensburger Nachrichten

Alter Bachlauf mit schwerem Wasserrad am ZOB

Mühlenstrohm kommt zurück ans Tageslicht

Imposant: Das Wasserrad der Holmpassage (hier im Modell) wird einen Durchmesser
von sechseinhalb Meter haben.

Am ZOB wird der Mühlenstrohm auf einer Länge von 20 Metern wieder geöffnet. Foto: Riediger

(fju )
Noch dominiert Morast die Baustelle zu Füßen der Holmpassage, doch schon im August soll ein großes Werk vollbracht sein: Ein Bagger holt den seit Jahrzehnten zugeschütteten Mühlenstrom auf einer Länge von 20 Metern wieder ans Tageslicht. Ein Wasserrad wird dafür sorgen, daß das Naß nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören sein wird.
Die Idee zu dem Rad stammt von dem Flensburger Bildhauer Uwe Appold. Nach seinen Entwürfen entsteht das fünf Tonnen schwere Objekt aus Edelstahl in der Metallbauwerkstatt Lorenz im Industriegebiet West. "Der Bau ist für uns eine Pionier-Leistung" , sagt Junior-Chef Dirk Lorenz. Grund: "Es gibt in unserer Branche keine Erfahrungen mit Wasserrädern aus Metall. Normalerweise werden, sie stets aus Holz gebaut."
Das Rad mit einem Durchmesser von sechseinhalb Meter wird in 32 Segmente unterteilt sein. Das Rund wird von 16 Paddeln umkränzt - die Teile, die in das Wasser des Mühlenstroms eintauchen. Derzeit arbeiten die Metallbauer an der Welle, die über das Bach-Bett gespannt wird und das rotierende Kunstwerk beidseitig in den Achsen halten sollen

Voraussichtlich bis Ende Juli haben die Metallbauer Zeit, ihr Werk zu vollenden. Solange dauern nach Einschätzung Hans Werner Christensens, Planer im städtischen Tiefbauamt die Ende letzter Woche begonnenen Erdarbeiten vor der Holmpassage.
Bevor mit dem Aushub begonnen wird, preßt eine Hydraulik-Maschine zehn Meter hohe Spundbohlen aus Metall in den Untergrund. Die 47 Bauteile sollen die Grube auf zwei Seiten abstützen.
Allerdings erwies sich die Verankerung der Wände im Untergrund nicht als so leicht wie angenommen: "Wir sind auf Fundamentreste gestoßen", berichtet Tiefbauer Christensen. Die Folgen kann er noch nicht abschätzen. Nur soviel: "Eventull müssen wir erst einige Reste ausgraben, bevor wir alle Spundbohlen ins Erdreich pressen können." Christiansen hofft, daß alle Wände bis zum nächsten Wochenende an ihrem Platz sind. Nach dem Aushub des, 20 Meter langen und vier Meter breiten Bachbettes soll in einer Tiefe von vier Metern eine Filterschicht aus Kies eingezogen werden.

Dann erfolgt der Durchstich zum etwas, weiter ostwärts verlaufenden Mühlenstrom - so daß das neue Becken den Strohm wie ein "Bypass" ergänzt. Drumherum kommt - teils aus Sicherheitsgründen, teils zur Zierde ein Gitter aus Stahl und Glas.

Das Wasserrad ist das größte von mehreren Objekten, die Bildhauer Appold, finanziert von der Holmpassage, in der Innenstadt aufstellt. Dazu gehört die bereits installierte leuchtende Stele am südlichen ZOB-Ende. Ein 7,8 Meter hoher funkelnder "Zauberstab" gleicher Machart liegt aufstellbereit in der Werkstatt Lorenz. Für dessen Aufstellung vor dem Ausgang der Holmpassage laufen die Tiefbauarbeiten auf Hochtouren. Der "Zauberstab" wird in einem kleinen Becken stehen, dessen Wasser mittels Wallerdüsen in optisch reizvoller Bewegung gehalten wird. Appold rechnet mit der Premiere in etwa zwei Wochen.
Last but not least gehören zu dem Appoldschen Ensemble aus Leucht- und Wasserkunst drei Brunnen in der Nachbarschaft des Mühlenstrom-Beckens. Sie werden bis zum August mit einem Wasserspiel ausgerüstet, das eine bogenförmige Fontäne von einem Brunnen zum nächsten transportiert. Titel:
"Jumping-Sets".